Ehemalige Synagoge

Ehemalige Synagoge

Die 1755/56 errichtete Synagoge mit jüdischer Schule und Rabbinerwohnung ist zusammen mit dem rund fünfzehn Jahre zuvor angelegten israelitischen Friedhof mit 373 erhaltenen Steinen das einzige authentisch überlieferte bauliche Zeugnis der weit zurückreichenden jüdischen Vergangenheit Mühlhausens. Die Synagoge gehört zu den wenigen Synagogenbauten der Barockzeit in Bayern. Damit ist sie eine der ältesten erhaltenen Synagogen in Bayern überhaupt.

Die Mühlhausener Synagoge ist ein zweigeschossiger, längsrechteckiger Massivbau mit Walmdach. Die Fassaden sind verputzt, als Gliederung dienen gequaderte Ecklisenen. Die Fenster der fünfachsigen Straßenfassade sind streng regelmäßig gesetzt und schließen als Segmentbögen. Der ebenfalls segmentbogige Hauseingang lag ursprünglich in der ganz rechts liegenden Achse der Straßenseite, von hier aus wurden die Schule und die Wohnung des Rabbiners erschlossen. In die südliche Hälfte der Straßenfassade wurde 1938 eine hochrechteckige, bis auf die halbe Höhe des Obergeschosses reichende „Scheuneneinfahrt“ mit geradem Holztor eingebrochen.

Ansicht von Westen mit Scheunentor
Ansicht von Westen mit Scheunentor

Der Betraum der Synagoge befindet sich im östlichen, rückwärtigen Bereich des Gebäudes. Der Zugang hierzu liegt an der Südseite; dessen flacher Segmentbogen wird durch einen Scheitelstein akzentuiert. Über der Tür zum Betraum ist ein aufwendig reliefiertes Wappen der Freiherren von Egloffstein angebracht, daneben ein sog. Hochzeitsstein mit kreisrunder, sechsblättriger Blüte und hebräischer Inschrift.

Ansicht von der Eingangstür im Süden mit Wappen und Hochzeitsstein
Ansicht von der Eingangstür im Süden mit Wappen und Hochzeitsstein
Synagoge Muehlhausen Rosette sw
Hochzeitstein – Chuppa-Stein. „Stimme der Wonne und Stimme der Freude, Stimme des Bräutigams und Stimme der Braut“ Die Worte „ich will singen [dem] Herr[n]“ nach der kleinen Zählung ergeben 5516 (= 1755/56)

Die Decke des Betraums ist als flaches Spiegelgewölbe mit Stichkappen ausgeführt; die einzelnen Kappen sind mit reichem, bänder- und blätterartigem Rokoko-Stuckornament der Bauzeit überzogen. Sämtliches Stuckornament ist farbig gefasst.

Innenansicht vom Betsaal mit der Stuckdecke
Innenansicht vom Betsaal mit der Stuckdecke

Die Mitte des Deckenspiegels bildet, innerhalb eines barockisierend geschweiften und profilierten Stuckrahmens, ein dem Alten Testament entnommener hebräischer Vers mit einem das Baujahr der Synagoge ergebenden Chronogramm: „Hebt eure Augen in die Höhe [und seht! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins davon fehlt.]“ Die durch Punkte markierten Buchstaben schin, resch, waw und jod ergeben „nach der kleinen Zählung“ das jüdische Jahr 5516 (= 1755/56)

Innenansicht, Mittelpunkt der Decke (Dreieck) mit hebräischem Vers und Chronogramm)
Innenansicht, Mittelpunkt der Decke (Dreieck) mit hebräischem Vers und Chronogramm)

Die meisten der früheren Synagogen und Beträume existieren heute nicht mehr. Das größte und erfreulicherweise gut erhaltene Synagogengebäude unserer Region befindet sich in Mühlhausen.

 

3D-Modell der ehemaligen Synagoge

3D Modell
3D-Modell der ehemaligen Synagoge Mühlhausen im Heimatmuseum Höchstadt a.d. Aisch

Seit Anfang März 2022 kann die ehemalige Synagoge Mühlhausen in einem 3D-Modell im Maßstab 1:30 bestaunt werden. Da das Dach abnehmbar ist, gewährt das Modell einen Blick in das Innere des Gebäudes. Zu sehen ist die bei der Sanierung geplante Raumaufteilung, die sich an dem Befund vor 1938 orientiert. Durch die Verwendung einer Plexiglasscheibe als Zwischenboden sind im Modell auch die Räume im Erdgeschoss einsehbar.

 

 

3D Modell Innen
Ein Blick in das Innere des 3D-Modells

Den Eingang zur ehemaligen Synagoge bildet eine große zweiflügelige Tür. Die nach 1938 bis zur Hälfte zugemauerten Fenster im Betsaal sind wieder geöffnet. Besonders beeindruckend ist die Gestaltung der Westseite des Betsaals, wo das Aussehen der Frauenempore in ihrem Zustand von 1755/56, dem Baujahr der Synagoge, rekonstruiert wurde.

Hier geht es zur Vorstellung des Projekts und zum Zeitungsartikel